Undine Lang

Darm und Psyche

Im Darm des Menschen leben Milliarden von Bakterien. Diese Bakterien verfügen über 100mal so viele Gene wie der Mensch selbst in sich trägt.
95% der Bakterien leisten Hilfreiches und schützen vor diversen Erkrankungen und stärken das Immunsystem.
Der Darm kommuniziert sehr viel mit dem Gehirn, 90% der Informationen gehen vom Darm zum Gehirn und nur 10% der Informationen
gehen vom Gehirn zum Darm.
Der Darm beeinflusst also die Psyche stärker als umgekehrt.
Er steuert ob wir Appetit haben oder satt sind, er kann das Lernen verbessern und die Stimmung beeinflussen, er kann Craving erzeugen und Suchtverhalten.

Darmhormone können Angst erzeugen und Bakterien im Darm bilden wichtige Hirnbotenstoffe. Bei verschiedenen psychischen Erkrankungen wurde diskutiert, dass der Darm in der Therapie Relevanz haben könnte (zum Beispiel bei Depressionen, Stress, Demenz, Abhängigkeitserkrankungen, Autismus und Aufmerksamkeits-Defizitsyndrom).
Auch die Ernährung kann das Leben im Darm beeinflussen und die psychische Gesundheit steuern, eine gesunde Ernährung kann vermutlich einige psychische Erkrankungen verhindern oder sogar therapeutisch wirken. Umgekehrt lösen einige Vitaminmangelerscheinungen psychische Probleme aus, und ihre Gabe kann die Psyche stabilisieren helfen.
Ob wir in Zukunft durch eine Ernährungsumstellung, die Gabe von Bakterien (Probiotika) oder gar einen Austausch von den Darmbakterien
(dem Mikrobiomtransfer) psychische Erkrankungen behandeln können wird an den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel (UPK) derzeit untersucht.

In einem grossen interdisziplinären Sinergia-Projekt finanziert durch den Schweizerischen Nationalfonds mit 2.6 Millionen Franken, an dem auch Forscher aus dem Claraspital Basel, den Universitäten in Cork (Irland), Quebec (Kanada), Essen und Heidelberg/Mannheim (Deutschland) teilnehmen, wird unter der Leitung von Prof. Dragos Inta translational, sowohl im Mausmodell, als auch bei Patienten, die Rolle neuroplastischer und neuroinflammatorischer Mechanismen auf die Entstehung von Depressionen untersucht. Auch wird der therapeutische Nutzen einer kohlenhydratarmen Diät auf unterschiedliche krankheitsassoziierte Parameter evaluiert. Eine durch den Gertrud Thalmann Fonds geförderte Studie, in der Probiotika bei Depressionen eingesetzt wurden, wurde gerade abgeschlossen. Auch wurde der Erfolg eines Mikrobiomtransfers bei Depressionen in einer kleinen Fallserie evaluiert.

Links:

„Und zu der Darm Hirn Achse ein Artikel von Stefan Borgwardt“ FAZ vom 11.2.2019

Lassen sich Depressionen mit gesunden Lebensmitteln heilen? Wiesbadener Tagblatt 2017

Was Sie essen sollten, um Ihrem Gehirn etwas Gutes zu tun. Stern 2017

Schlechte Laune dank Cola und Keksen. Dr. Watson 2015

Der Darm denkt, lenkt und fühlt mit. Gesundheit heute 2018
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Beat the Prof. Welches Essen hilft gegen Depressionen? Zeit 2018

Der Darm denkt, fühlt und lenkt mit. Gesundheit heute
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Fachpublikationen zum Thema Ernährung und Depression:
https://www.researchgate.net/project/Probiotic-supplementation-in-severe-depression

Wenn der Darm das Denken übernimmt. Bewegt 2017
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Mit Essen die psychische Gesundheit unterstützen. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin
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