Undine Lang

Psychedelische Substanzen in der Therapie

Zusammen mit Matthias Liechti vom Universitätsspital Basel erforscht Stefan Borgwardt in den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) die Wirkung von Psylocibin und LSD bei Angsterkrankungen und Depressionen um neue schneller wirksame, verträglichere und teilweise besser akzeptierte Behandlungen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen möglich zu machen.
LSD ist besonders interessant weil es nicht nur Angst reduzieren kann, sondern auch, wie in unseren Untersuchungen gezeigt wurde, Glücksgefühle erzeugt und eine Veränderung der sozialen Wahrnehmung. Wir konnten bei Gesunden zeigen, dass die Substanz dazu führt, dass Menschen mehr Nähe und Vertrauen zu anderen empfinden, das Einfühlungsvermögen gesteigert wird und dass zum Beispiel traurige und ängstliche Gesichter nicht mehr so eindrücklich erinnert werden.
Soziale Kontakte und Freundschaften sind ein ganz wichtiger Faktor für die Resilienz, also die Widerstandskraft gegen psychische Erkrankungen. Das Gefühl, sozialen Support zu haben stärkt die Menschen gerade in Krisenzeiten enorm. Wenn das Einfühlungsvermögen verbessert werden kann, entstehen Momente des Interesses, der Zufriedenheit, der Freude und das Gefühl, dass das Leben einen Sinn macht. Auch andere Substanzen, die das Einfühlungsvermögen verbessern, konnten schon bei Depressionen Erfolge zeigen.
Derzeit untersuchen wir, ob LSD eine Psychotherapie wirksamer machen kann. Wir wissen bereits aus einigen Untersuchungen dass Psychotherapie ein sehr nachhaltiges Verfahren ist, das noch lange nach dem Abschluss der Therapie wirken kann und dass LSD möglicherweise den Therapieeffekt verbessern kann.

Eine kleine Erfolgsstory der psychedelischen Substanzen in der Therapie ist das Ketamin.
Es ist eine weitere Substanz, die bei Depressionen innerhalb von wenigen Minuten schon wirken kann und bei der man früher grosse Vorbehalte wegen einer Abhängigkeit oder etwa psychedelischen Nebenwirkungen hatte. Diese ehemals als gefährlich und unkalkulierbar eingeschätzte Partydroge wird mittlerweile in unserer und vielen anderen Kliniken regelmässig und erfolgreich eingesetzt. Allerdings muss sie noch als Infusion verabreicht werden. Bald schon könnte aber Ketamin gut dosierbar als Nasenspray die Depressionsbehandlung revolutionieren.

In einer weiteren Studie untersuchen wir derzeit die Wirkung von Cannabidiol bei Psychosen als nebenwirkungsärmere Therapiealternative zu herkömmlichen Präparaten.

Links:

LSD dämpft Angstgefühle. NZZ von 2017

Weniger Angst: wie LSD seine Wirkung im Gehirn entfaltet. Uni Basel 2017

Basler Forscher testen LSD für Depressionstherapie. Badische Zeitung April 2017

LSD dämpft Angstempfinden. Interview mit Stefan Borgwardt beim österreichischen Rundfunk 2017

Potenzial für die Psychotherapie: LSD dämpft Angstempfinden. Aargauer Zeitung 2017

Gefährlicher Trend oder Therapie der Zukunft? Focus Online 2018

Fachpublikationen zum Thema:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=lsd+upk+basel